Die Figur der Cundrîe zwischen Monster und Verführerin – Teil 1: Die monströse Gralsbotin bei Wolfram von Eschenbach

Einführung in die Thematik

Wer das mittelalterliche Versepos Parzival Wolframs von Eschenbach und die darauf aufbauende Opernfassung Parsifal Richard Wagners von 18821 nebeneinander betrachtet, wird sogleich zahlreiche Veränderungen, Verdichtungen und Auslassungen in Handlung, Figurenkonstellation und anderen Aspekten feststellen können. Doch kaum eine Abwandlung ist so augenfällig und irritierend zugleich wie die Wandlung, welche die Figur der Cundrîe2 erfahren hat. Besitzt sie in Wolframs Text noch Eigenschaften, die sie – wie noch zu zeigen sein wird – vielfach als eines der Musterbeispiele literarisch umgesetzter Monstrosität ausweisen, tritt sie bei Wagner als die unwiderstehliche, reihenweise männerverderbende Verführerin auf, als der Archetyp der Femme fatale schlechthin. Allein die Vorstellung von monströser Hässlichkeit auf der einen und für Verführung unabdingbarer körperlicher Anziehungskraft auf der anderen Seite schafft einen scheinbar unvereinbaren Gegensatz und wirft die Frage auf, ob es sich überhaupt noch um die Weiterverarbeitung einer bestehenden Figur handelt, oder um eine Neuschöpfung, die sämtliche Verbindungen zu ihrem Vorbild kappt. Gerade unter dem Aspekt der körperlichen Hässlichkeit, die für Wolframs Cundrîe so bezeichnend und identitätskonstitutiv ist, erscheint die Frage reizvoll, ob und in welcher Weise diese Facetten auch in Wagners Kundry noch weiterbestehen, wo die signifikanten Abwandlungen zu finden sind und welche neu hinzugekommenen Merkmale der Figur unter Umständen auch als Charakteristika des Monströsen einzustufen sind. Mit diesem übergreifenden Erkenntnisziel gliedert sich der Artikel in zwei Teile, deren erster sich zunächst allein mit der Darstellung der Cundrîe bei Wolfram beschäftigt, während der zweite Teil die Transformation zur Figur Wagner‘scher Prägung in den Fokus rückt.

Parzivals Beschimpfung durch Cundrîe (Buch-Illustration von 1888)

Das Monstrum Cundrîe?

Elemente des Monströsen im äußeren Erscheinungsbild

Erst in einem Weltbild, das Fabelwesen in Bestiarien Seite an Seite mit realen Tieren führt, aber als monströse Lebewesen neben Meeresungeheuern vor allem prinzipiell ungefährliche, aber missgestaltete und zuweilen lediglich fremd anmutende menschliche Wesen ansieht,3 lässt sich überhaupt verstehen, dass eine Gestalt wie Cundrîe, der man wohl zu keiner Zeit die Charakteristika des Menschlichen absprechen würde und die auch im Text selbst durchgängig als „magt“,4 „juncfrouwe“ (PZ 312, 6) oder „meide“ (PZ 312, 19) bezeichnet wird, unter Aspekten der Monstrosität Gegenstand einer Untersuchung sein kann. Dies vorausgeschickt, erfüllt das hässliche Erscheinungsbild, das Wolfram bereits aus dem Conte du Graal von Chrétien de Troyes5 und damit wohl mittelbar aus mündlich tradierten keltischen Artussagen übernahm,6 durchaus verschiedene der damaligen Kriterien des Monströsen. Bei Cundrîes erstem Auftritt nimmt die Schilderung ihrer äußerlichen Deformationen nahezu den gleichen Raum ein wie ihre gesamte folgende Rede7 und bedient in Form physiognomischer Vergleiche mit Tieren wie „eines affen hût“ (PZ 314, 5), „eins lewen klân“ (PZ 314, 9), „eins swînes rückehâr“ (PZ 313, 20), „zwên ebers zene“ (PZ 313, 22), den „ôren als ein ber“ (PZ 313, 29) oder der Bemerkung „si was genaset als ein hunt“ (PZ 313, 21) einen „immer wiederkehrende[n] Kanon von Häßlichkeitsattributen“,8 der in ähnlicher Form vielfach in der Literatur des Mittelalters anzutreffen sei.9 Obwohl die Forschungsmeinung darüber nicht gänzlich einig ist, ob Cundrîes tierische Attribute nur aus Ähnlichkeit erwachsene Vergleiche beschreiben oder sie tatsächlich tierische Körperteile trägt und somit bereits als Chimäre einzuordnen wäre,10 finden sich in ihr zweifellos weitere Merkmale vor allem eines weit verbreiteten Monstertypus, der Kategorie der Wilden Frau, wie sie Habiger-Tuczay11 aufzählt: Cundrîes dunkler Teint (vgl. PZ 780, 27f.), der den Mangel an mit Schönheit verbundenem Licht symbolisiert, aber vor allem ihre wilde Behaarung, die sich in einem bis zum Maultier herabreichenden Zopf (vgl. PZ 313, 17ff.) und langen geflochtenen Augenbrauen (vgl. PZ 313,  24f.) zeigt, fügen sich ebenso in dieses Schema wie die Nähe zu Tieren, die sich darin äußert, dass sie stets in Begleitung eines Reittieres erscheint, erst eines gleichfalls missgestalteten, „sorry beast“12 von Maultier und später eines als „rîche und tiure ân allen strît“ (PZ 779, 4) beschriebenen Pferdes. Ebenso wenig jedoch wie sich das Kriterium des halbtierischen Wesens13 vollständig bestätigen lässt, sind andere Merkmale der Wilden Frau wie extrem lange, hängende Brüste, ungewöhnliche Größenunterschiede zu anderen Menschen, die Fähigkeit zur Verwandlung oder abstoßender Gestank14 nicht am Text zu belegen, sodass Cundrîe einzelne Elemente des äußerlich Monströsen zwar teilt, die Kategorien aber nie in Gänze erfüllt.

Das Fremde in Kleidung, Bildung und Verhalten

Ähnlich ambivalent zeigt sich das Bild in Bezug auf Eigenschaften, die nicht rein körperlicher Natur sind – „das Fremde“, das allem Monströsen innewohnt und sich nicht nur „in ihrer abstrusen, jeder höfischen Norm entgegenstehenden Hässlichkeit manifestiert“,15 verkörpert Cundrîe auch hinsichtlich ihrer Kleidung, ihrer Bildung und ihrer Art zu handeln. Ihre edle Kleidung, die u.a. mit „brûtlachen von Gent“ (PZ 313, 4), „von Lunders ein pfæwîn huot“ (PZ 313, 10) und „ein kappe wol gesniten / al nâch der Franzoyser siten“ (PZ 313, 7f.) ausführlich beschrieben wird, entfernen sie von allen halbtierischen Monstra, die bevorzugt an entlegenen Orten leben,16 und demonstrieren vielmehr Zivilisation und Weltläufigkeit. Doch gerade durch diese extravagante, am Artushof ungewohnte Kleidung erregt sie Aufsehen und unterstreicht das Element des Fremden in anderer Weise noch zusätzlich.17 Gegenüber Monstern wie den stark behaarten Choromdaren, deren Kommunikationsfähigkeit sich auf dumpfes Brüllen beschränkt,18 trifft auf Cundrîe nicht der in mittelalterlicher Literatur verbreitete Rückschluss zu, wonach „das Äußere sichtbarer Ausweis des inneren Zustandes ist“,19 denn entgegen der dann folgerichtigen Annahme verfügt sie über eine bemerkenswert weitreichende Bildung und beherrscht neben den Sprachen „latîn, heidensch, franzoys“ (PZ 312, 21) mit „dialetike und jêometrî“ (PZ 312, 23) sowie „astronomîe“ (PZ 312, 25) auch drei der sieben Freien Künste. Der Erzähler spricht von ihrer höfischen Bildung als „witze kurtoys“ (PZ 312, 22) und hebt mit der Bemerkung „in dem munde niht diu lame“ (PZ 312, 28) ihre Redegewandtheit hervor, doch auch damit steht Cundrîe außerhalb der sozialen Ordnung, da hohe Bildung in dieser Zeit als wenig damenhaft galt20 und zudem gepaart mit ihrer Kenntnis um Heilmittel, wie sie Königin Arnive erwähnt (vgl. PZ 579, 25ff.), selbst dann ihren auf Sphären des Zauberhaften verweisenden Beinamen „la surziere“ (PZ 579, 24) zu erklären hilft, wenn auch ein Nachweis über echte magische Fähigkeiten offen bleibt. Ihre Zungenfertigkeit platziert sie dann besonders signifikant außerhalb des höfischen Wertemodells, wenn sie mit ihrer Verfluchung, einem – wenn auch verbalen – Angriff auf den Helden, „unweiblich-deviantes Verhalten“21 und damit ein typisches Wesensmerkmal Wilder Frauen22 zeigt: „Cundrîe schmäht Artus und beschimpft Parzival in einer Weise, die aller friedlichen Konvention am Hofe widerspricht.“23 In dieser Hinsicht weisen ihre doppelgesichtigen Eigenschaften Cundrîe gewissermaßen gleichzeitig als höfisch zivilisiert und fremd aus.

Herkunft und Rolle im Handlungsgefüge

Der Anklang des Fremden wird noch verstärkt, wenn mit dem Auftreten ihres äußerlich ebenfalls ungestalten Bruders Malcrêatiure Hintergründe zu Cundrîes Herkunft offengelegt werden: Mit der Ortsangabe „bî dem wazzer Ganjas / îme lant ze Trîbalibôt“ (PZ 517, 28f.) wird der Anklang einer indischen Landschaft evoziert, die aufgrund ihrer weiten Entfernung, geringen Erforschung und folglich exotischen Faszination bei vielen mittelalterlichen Autoren, u.a. auch Isidor von Sevilla, als Paradebeispiel für den Herkunftsort von Monstra und anderen wunderlichen Wesen24 galt, doch auch der genealogische Ursprung der Missbildungen Cundrîes und Malcrêatiures im Verzehr embryotoxischer Kräuter durch die ungehorsamen Adamstöchter folgt einem seinerzeit populären Erklärungsmuster für die Existenz monströser Lebewesen.25 Auch das tradierte Muster, dass Monstra in der Literatur häufig „zu Wärtern von Grenzen, Hütern von heiligen Jenseitsstätten und zu Wärter[n] der Schranken zwischen Leben und Tod“26 erklärt wurden, entspricht exakt Cundrîes Rolle bei Wolfram, die als Gralsbotin „in einzigartiger Weise als Vermittlerin und Grenzgängerin zwischen den Parzival-Welten [agiert], zwischen der höfischen Welt des Artushofes, der christlichen Gralswelt, dem heidnischen Orient, in den der Gral einst transferiert werden wird, und den zahlreichen Zwischenwelten wie der Sigune-Klause oder dem Wunderschloss Schastel marveile.“27 Obwohl sie nur an zwei Stellen im Epos in Erscheinung tritt – dafür allerdings an solchen, in denen sie das Schicksal der Hauptfigur Parzival, zunächst mit seiner Verfluchung, später dafür aber mit seiner Berufung zum Gralskönig, jeweils entscheidend beeinflusst – sieht auch Bumke in Cundrîe ein verbindendes Element der Handlung, das seine Omnipräsenz eher im Hintergrund in der Erwähnung anderer Figuren andeutet.28 Manche Interpreten gehen sogar davon aus, dass ihre beispiellose Mobilität und ihr „unentbehrliches Wirken“29 in der erzählten Welt überhaupt erst durch ihre abstoßende Erscheinung ermöglicht wird, da allein ihr Mangel an Minnebindungen ihr gestattet, den mit besonderen Regeln zur geschlechtlichen Liebe ausgestatteten Dienst im Zeichen des Grals zu versehen und unbehelligt jungfräulich die verschiedenen Sphären zu durchqueren.30

Schlussfolgerungen

Als Grenzgängerin, die sie im Epos verkörpert, beschreitet die Figur der Cundrîe auch hinsichtlich ihrer Kategorisierung zwischen Mensch und Monstrum einen schmalen Grat. Viele Motive des Monströsen klingen in ihr an, um sogleich wieder mit Eigenschaften der höfischen Gesellschaft abgeschwächt zu werden. In beiden Welten, einer real greifbaren und einer mythischen Welt, steht sie am Rande, und die daraus erwachsende Komplexität, die über eindimensionale Zuschreibungen hinausgeht, macht Cundrîe zu einer sehr ambivalenten Gestalt im mittelalterlichen Figurenspektrum. Auch dies mag ein Anlass für ihre wiederholte Neuinterpretation in späteren Bearbeitungen des Stoffs sein, unter denen jene, die eine Kundry im ganz neuen Kontext erschafft, Gegenstand des zweiten Teils dieses Artikels sein soll.

 


Fiktion und Realität – Die Rolle der Monster im mittelalterlichen Weltbild

Während der Begriff Monster heutzutage vor allem in Bereichen der fiktionalen Literatur und Fantasy- oder Science-Fiction-Filmen verortet wird, hatten die damit bezeichneten Fabelwesen im Mittelalter noch einen festen Platz im Weltbild der Menschen, von denen deren Existenz keineswegs angezweifelt wurde. Wesen wie der Drache, der Phönix oder der Basilisk, die heute vor allem aus Erzählungen wie J.K. Rowlings Romanreihe über den Zauberer Harry Potter bekannt sind, fanden damals ihren Platz in Form eines für die Zeit gewöhnlichen lexikonähnlichen Eintrags in mittelalterliche naturgeschichtliche Quellen und waren dort neben Tieren wie der Natter und anderen Schlangenarten oder Vögeln wie dem Strauß oder Reiher zu finden.1 Das 2001 erschienene, ebenfalls dem Harry Potter-Universum entstammende Werk Fantastic Beasts and Where to Find Them ist an mittelalterlichen Bestiarien angelehnt. Zu Beginn findet sich dort der Abschnitt „A brief history of Muggle awareness of Fantastic Beasts“ 2, in dem die zentrale Thematik dieses Artikels auf ironische Art und Weise zum Tragen kommt:

Muggles have not always been ignorant of the magical and monstrous creatures […]. A glance through Muggle art and literature of the Middle Ages reveals that many of the creatures they now believe to be imaginary were then known to be real. 3

Wann und warum haben Menschen aufgehört, an Monster zu glauben? Die Tatsache, dass sich das frühere Verständnis dieses Begriffs in dieser Hinsicht so vom heutigen unterscheidet, bietet Anlass, die Rolle der Monster und Fabelwesen im mittelalterlichen Weltbild genauer zu untersuchen und die Frage zu erörtern, welche Stellung sie für den Menschen im Mittelalter einnahmen. Dazu soll im Folgenden zunächst die kulturhistorische Entwicklung des Monster-Motivs in mittelalterlichen Schriften und literarischen Werken von damals bis heute skizziert werden. Am Beispiel der Ebstorfer Weltkarte soll das mittelalterliche Weltbild erklärt werden; das Augenmerk liegt auf den dort eingetragenen Tierwesen und die Art ihrer Darstellung.

Entwicklung des Monster-Motivs vom Mittelalter bis heute

Bei der Auseinandersetzung mit mittelalterlichen Texten wird schnell klar, dass das Motiv der Monster und Bestien in der älteren deutschen Literatur allgegenwärtig ist. In dieser Hinsicht scheint sie sich zunächst nicht von der heutigen Populärkultur zu unterscheiden: Wundersame Kreaturen wecken nach wie vor die Faszination für fiktionale Erzählungen. Es gibt jedoch einen entscheidenden Unterschied zwischen den Monstern aus der mittelalterlichen und denen der zeitgenössischen Literatur: „Sie waren keine Fiktion (res fictae), sondern für die Zeitgenossen real (res factae).“ 4 Während zu Zeiten des Philosophen und Schriftstellers Aristoteles die Erwartung an den Künstler darin bestand, die Natur möglichst wahrheitsgetreu darzustellen, dabei aber alles Hässliche zu vermeiden oder in Schönes zu verwandeln, hielt bereits in der Spätantike diverses Monströses und Unschönes Einzug in die Literatur und wurde nicht länger außen vor gelassen.5 Diese Bewegung gipfelte in Reiseberichten des Mittelalters, in denen die Autoren die Existenz von außergewöhnlichen Tierwesen, die heute als fiktiv bezeichnet würden, als Augenzeugen bestätigten.6 Ein wichtiger Wendepunkt in der Entwicklung zum heutigen Monster-Begriff  setzt gegen Ende des Mittelalters ein, indem sich der Wahrheitsanspruch mit karikaturhaften Darstellungen vermischt oder die Monster „nur noch“ als Metaphern fungieren.7

Sie behalten zwar ihre Stellung als Gegenstand der Faszination, verlieren aber langsam ihren Status als Geschöpfe Gottes und Teil der ordo-Konzeption. Vielmehr werden sie zu Fabelwesen, Produkten der menschlichen Vorstellungskraft oder Unwissenheit, deren Existenz nicht wörtlich zu nehmen ist.8

In der Literatur der Romantik lebt das Motiv der Andersartigkeit und Monstrosität dann zwar wieder auf, ist jedoch auch hier einer eher metaphorischen Ebene zuzuordnen und dient als faszinierende Darstellungsart des menschlichen Innenlebens oder auch als Rebellion gegen die klassizistische Strömung.9

Die Monster genossen im Mittelalter noch einen anderen Stellenwert im Weltbild als es im gegenwärtigen Verständnis der Fall ist. Welche Rolle sie genau einnahmen, gilt es in den folgenden Erläuterungen zu beleuchten. Dabei liegt der Fokus auf tierähnlichen Fabelwesen, wie es die zu Beginn genannten Beispiele sind, nicht etwa auf menschlichen Monstern.

Das mittelalterliche Weltbild

Die Ebstorfer Weltkarte ist die „größte[…] aus dem Mittelalter überlieferte[…] Mappa mundi10 und gilt als Denkmal und Repräsentant eines mittelalterlichen Weltbildes.11 Charakteristisch für dieses Weltbild ist zum Beispiel die runde Form der Erde, die obige Ausrichtung zum Osten anstatt wie heutzutage zum Norden und die Dreiteilung. Der Mensch im Mittelalter erkannte Asien, Europa und Afrika als die drei zentralen Erdteile an, die auf der Karte in einer T-Form angeordnet sind.12 Asien liegt östlich von Afrika und Europa und nimmt so viel Platz ein wie die anderen beiden Kontinente zusammen. Diese in der Forschung als T-O-Schema bezeichnete Darstellung wird in der Außenlegende der Karte erklärt.13 Bei der Ebstorfer Weltkarte handelt es sich aber nicht um eine um Korrektheit bemühte Abbildung der geografischen Informationen, die der Mensch im Mittelalter hatte; sie enthält viele weitere Details und Darstellungen, die Aufschluss über die mittelalterliche Weltanschauung geben, in der allem voran nicht nur die christliche Religion, sondern auch Monster und Tiere oder tierähnliche Wesen eine wichtige Rolle spielen. Neben den Zeichnungen der Tiere befinden sich außerdem jeweils kurze Beschreibungen auf der Karte, die Details zu den damals vorherrschenden Vorstellungen von Monstern enthalten: „In der Regel wirken bei der Darstellung eines Tieres Bild, beigeschriebener Eigenname und eingeschriebene oder in den äußeren Zwickeln beigefügte Legende zusammen.“14.

Wie die Abbildungen 1.)15 und 2.)16 zeigen, sind auf der Karte beispielsweise auch die bereits eingangs erwähnten Fabelwesen Phönix und Basilisk platziert.

Abb. 1.) Der Phönix auf der Ebstorfer Weltkarte

Die Abbildungen und Legenden der Monster legen den Fokus auf „arttypisches Verhalten und Handeln, so wie es in enzyklopädischer Tradition überliefert ist“.17 So stellt die Abb. 1.) dar, wie der Phönix in seinem eigens angefachten Feuer verbrennt und links daneben als junger Vogel aus der Asche wieder aufersteht.18

Abb. 2.) Der Basilisk auf der Ebstorfer Weltkarte

Die Darstellung des Basiliscus unterscheidet sich schon deutlich mehr von dem Basilisk aus Harry Potter: Er ist ein verhältnismäßig kleines Mischwesen aus Hahn und Schlange und gilt dennoch als der König der Schlangen, was die Krone auf seinem Haupt verdeutlicht.19 Die Darstellungen und Explikationen für die Fabelwesen sind an mittelalterliche Bestiarien und Enzyklopädien wie die des Isidor von Sevilla20 angelehnt und können damit als exemplarisch für die Vorstellung über die (Tier-) Weltordnung im Mittelalter bezeichnet werden.

Stellenwert der Monster: Ein Fazit

Zwar wurde schon bei vereinzelten Darstellungen auf der Ebstorfer Karte in der Forschung eine metaphorische Deutungsmöglichkeit ausgesprochen, die vermuten lässt, dass die Kampfszenen der Tiere eine Anspielung auf die Kreuzzüge seien, diese These lässt sich jedoch nicht eindeutig verifizieren.21 Dagegen ist mit Sicherheit zu bestätigen, dass die Mappa mundi „ein enzyklopädisches Buchprogramm in ein programmatisches Schaubild aus Bildern und Texten um[setzt]“.22 Jedoch spielt allen voran auch der christliche Glaube eine immense Rolle bei der Darstellung der Tier- und Monsterwelt und bietet zugleich eine Erklärung dafür, warum auch Letztere im Mittelalter als existent und zur Weltordnung gehörend angesehen wurde:

Die […] Absicht, gerade den unbekannten Tieren ihren Raum zu widmen, ist motiviert durch das Ziel, in aller Fülle Tiere und dazu auch tierische Monstra und wundersame Völkerschaften wie auf einem Schöpfungsbild wahrnehmbar zu machen, damit sie die mirabilia [mittellat.: Wunder(ding)23 – Anm. der Verf.] der Schöpfung und die admirabilia [Bewunderungswürdigkeit; lat. admirabilis: bewundernswert24 – Anm. der Verf.] des Schöpfers bezeugen.25

Was bedeutet das alles also für die eingangs formulierte Fragestellung, welchen Stellenwert die Monster für den Menschen im Mittelalter einnahmen? In der älteren deutschen Literatur können sie eine Vielzahl unterschiedlicher Funktionen erfüllen und dienen meist auf eine bestimmte Art dazu, den Helden der Geschichte durch spektakuläre aventiure bis an sein Ziel zu bringen. Insgesamt wurden die hier behandelten Fabelwesen und Monster aber als reale Lebewesen der Tierwelt mit besonderen und daher faszinierenden Attributen wahrgenommen, sozusagen als Zeugnisse für die bemerkenswerte Schöpfungskraft Gottes.

Um weiter zu erforschen, wie es sich mit der Entwicklung der damaligen zur heutigen Monster-Darstellung genau verhält, lohnt es sich Einzelfälle zu betrachten, bei denen es zu einem Monster aus dem Mittelalter ein modernes Pendant gibt: So lassen sich zum Beispiel Parallelen zwischen dem im altenglischen Heldenepos Beowulf auftauchenden Biest Grendel und dem aus J.R.R. Tolkiens berühmtem Herr der Ringe-Universum bekannten Wesen Gollum feststellen. Ebenso lässt sich in Teilen nachvollziehen, wie das Einhorn aus dem Mittelalter, welches traditionell als Ziegenmischwesen dargestellt wurde, sich in der Zeit bis heute zum Sinnbild für Glück und Harmonie und damit einhergehend zur Verkaufsförderungsmaßnahme der Marketingbranche entwickelt hat.

Für die Monster-Forschung gibt es durch die gesamte deutsche Literaturgeschichte hindurch erstaunlich viel zu entdecken. Dieser Blog lädt Sie herzlich dazu ein, für eine Zeit in die Welt der Monster und Fabelwesen einzutauchen!

Der Mensch als Monster im Mittelalter. Wann galt ein Mensch im Mittelalter als monströs?

„Monster. Substantiv, Neutrum – furchterregendes, hässliches Fabelwesen, Ungeheuer von fantastischer, meist riesenhafter Gestalt.“[1] Das ist laut dem Duden Online-Wörterbuch im 21. Jahrhundert ein Monster: furchterregend, hässlich, riesenhaft – ein Ungeheuer. PONS fügt noch ein weiteres entscheidendes Merkmal hinzu: Bei einem Monster handelt es sich um „ein Fantasiewesen in der Gestalt eines schrecklichen Ungeheuers“[2]. Der Begriff des Monsters referiert in der modernen Gesellschaft also auf ein Wesen, das mit einem Menschen wenig gemein hat. Ein Monster ist riesenhaft, furchterregend, schrecklich und vor allem eines: ein Fantasiewesen. Monster existieren in der Welt der Filme und Bücher, in der Fantasie, aber nicht im realen Leben. Und Monster sind nicht menschlich. Oder womöglich doch? Es existiert aber auch noch eine andere Bedeutungsebene des Begriffs ‚Monster‘: eine metaphorische. Und in dieser Hinsicht können sehr wohl auch Menschen Monster sein. Googelt man die Begriffe ‚Monster‘ und ‚Mensch‘ gemeinsam, stößt man unter anderem auf eine Videoreihe der Fernsehproduktionsfirma Spiegel-TV mit dem Titel „Monster oder Mensch“[3]. Thematisiert werden z.B. der Frauenmörder Frank Gustl, der Entführer und Vergewaltiger von Natascha Kampusch und das „Inzestmonster“[4] Joseph Fritzl.

Dieser Blog beschäftigt sich mit Monstern in der mittelhochdeutschen Literatur. Doch galten im Mittelalter dieselben Vorstellungen davon, was unter einem Monster zu verstehen ist, wie im Jahr 2018? Um die Hürde der Alterität bei der Lektüre, Analyse und Interpretation überwinden zu können, ist zunächst wichtig, welche Vorstellungen des Monströsen den mittelalterlichen Autoren vor Augen standen bzw. vor Augen stehen konnten. Dieser Beitrag beschäftigt sich daher einleitend mit der Frage, was im Mittelalter als Monster oder als monströs galt. Genauer lässt sich fragen: Wann galt ein Mensch im Mittelalter als monströs? Fabelwesen und tierische Ungeheuer werden hier ausgeklammert und in einem anderen Beitrag thematisiert.

Zum Begriff des ‚Monsters‘: Etymologie und terminologische Vielfalt in der mittelhochdeutschen Literatur

Zunächst einmal stellt sich die Frage, was der Terminus ‚Monster‘ überhaupt bedeutet, woher der Begriff etymologisch betrachtet kommt und wie bzw. ob er im Mittelalter verwendet wurde. Die letzte Frage lässt sich schnell und einfach beantworten: ‚Monster‘ ist die in das Neuhochdeutsche eingebürgerte und angepasste Form des lateinischen ‚monstrum‘ und wurde in dieser Form erst im 16. Jahrhundert in die deutsche Sprache eingeführt.[5] Im Mittelalter wurde also entweder der lateinische Terminus Monstrum verwendet oder gänzlich andere Termini zur Beschreibung des Monströsen. Doch zunächst zurück zum lateinischen monstrum. Es verweist auf die antike Verbindung des Monstrositätskonzeptes mit der Bedeutung von Zeichen, Mahnzeichen und Wundern. Monstrum leitet sich von dem Verb monere (= mahnen, warnen, erinnern) ab und macht deutlich, dass Monstra in der Antike nicht bloß als zufällige Laune der Natur wahrgenommen wurden, sondern als Warnungen: als Zeichen im negativen Sinn.[6] In mittelhochdeutschen Texten wurden viele verschiedene Begriffe verwendet, um monströse Menschen zu bezeichnen: am häufigsten wunder oder das davon abgeleitete Adjektiv wunderlich, welches sowohl den Sinn vom lateinischen mirabilia als auch von miraculum übernimmt und Einzigartigkeit ausdrückt.[7] Zudem wurden die Termini ungehiure und ungehiurlich verwendet, um Monstrosität von Wesen zu beschreiben; beide Ausdrücke beziehen sich auf den Terminus ‚geheuer‘, dessen Bedeutung ‚vertraut‘, ‚heimlich‘ ist[8]. Die Verneinung dieses Wortstammes weist also auf etwas Unvertrautes, Fremdes hin und ist ein Hinweis darauf, dass Ungeheuerlichkeit und Fremdes gedanklich verknüpft waren.[9] Die Termini creatiure (= Kreatur, Geschöpf) und kunder (= lebendes Wesen, Tier, Geschöpf) fanden an Stellen Verwendung, an denen der menschliche Status des Geschöpfes zweifelhaft oder sogar ausgeschlossen ist, bleiben dabei aber wertungstechnisch weitestgehend neutral. Anders gestaltet sich dies bei unkunder (= Ungetüm, Monstrum), welches eine starke Negativität impliziert.[10] Es gibt laut Antunes im Mittelhochdeutschen „trotz Terminuspluralität tatsächlich kein Wort […], das dem Sinngehalt des lateinischen monstrum mit ungefährer Genauigkeit entspricht.“[11] Die vielen dafür eingesetzten Bezeichnungen geben den damit bezeichneten Wesen unterschiedliche Wertstellungen.

Monstrosität als Äußerlichkeit: Schönheit und Hässlichkeit im Mittelalter

Monstrosität war im Mittealter eine primär äußere Erscheinung: Ein (menschliches) Monster konnte sich nicht verstecken: Es war entstellt, sichtbar fremd und anders. Das heißt aber nicht, dass das Innere der Monstren in der Regel als schön und edel angenommen wurde. Vielmehr galten im Mittelalter ganz bestimmte Vorstellungen von Schönheit, Hässlichkeit und ihrem Verhältnis zum inneren Wesen einer Person, die im Folgenden kurz expliziert werden sollen. Nach Hans Robert Jauss verbinden sich in der mittelalterlichen Ästhetik die antike und die christliche Auffassung von Schönheit und Hässlichkeit.[12] Für die antike Auffassung war das Ideal der Kalokagathia maßgebend: Nach diesem gehen Inneres und Äußeres aller Erscheinungen ineinander auf. Das Hässliche wird mit dem Niedrigen gleichgesetzt und das Schöne automatisch mit dem Guten. Das hässliche oder entstellte Äußere eines Menschen verwies also auf seinen verdorbenen Charakter, während die wahre Schönheit in der Antike mit der Schönheit von Geist und Seele einherging.[13] Diese „Deckungsgleichheit von Scheinen und Sein“ hatte auch noch im Mittelalter und in der mittelalterlichen Literatur Geltung.[14] Dem gegenüber stand die theologische Auffassung des Mittelalters: Eine Dichotomie von Hülle und Kern muss demnach für alle Erscheinungen der sichtbaren Welt angenommen werden und alles auf seinen verborgenen geistigen Inhalt hin untersucht werden. Hässliches wie Schönes können nach dieser Vorstellung gleichermaßen Akzidenzien des Guten sein[15]. Es gab sogar einen Streit, worin das Wirken Gottes stärker zum Ausdruck komme: in der irdischen Schönheit als Abbild der Schönheit Gottes oder im Hässlichen, das deutlich mache, dass alles Irdische, Sichtbare nur Zeichen auf ein Höheres sei.[16]

Mittelalterliche Konzepte des monströsen Menschen

Vor allem aus dem antiken Verständnis des Verhältnisses von äußerer, körperlicher Hülle und dem Inneren, der Persönlichkeit, ergibt sich, wodurch menschliche Monstrosität im Mittelalter im Wesentlichen konstituiert wurde: ein entstelltes Äußeres. Der monströse Mensch war also oft ein Körperbehinderter, eine sog. Missgeburt.[17] Der Status von Missgeburten war auch noch im Mittelalter wesentlich von antiken Vorstellungen geprägt. Im antiken Weltbild galten missgebildete Nachkommen, wie sich in der Bezeichnung niederschlägt, als Mahnung und Warnzeichen. Sie wiesen auf einen Bruch der kosmischen Ordnung hin und galten als Bedrohung für die Beständigkeit von Staat und Gesellschaft.[18] Obwohl im Mittelalter sowohl für exotische Menschenvölker als auch für Missgeburten die lateinischen Termini ‚monstrum‘ und ‚mirabilia‘ gebraucht wurden, wurde zwischen beiden Formen des monströsen Menschen durchaus eine Unterscheidung gemacht. Während man erstere als Zeichen dessen betrachtete, was alles möglich ist, wurden letztere in den Texten von Chronisten häufig erwähnt und meist gemäß der antiken Vorstellung als Mahnzeichen bevorstehenden Unglücks oder als göttliche Strafe interpretiert.[19] Dies lässt sich auch in der Literatur wiederfinden. Im ‚Alexanderroman‘ deutet die Geburt eines missgestalteten Wesens den bevorstehenden Untergang sowohl des Helden als auch seiner Herrschaft voraus.[20] Ein weiteres Monsterkonzept, das die Schwelle des Menschlichen oftmals schon weit überschreitet, ist der Tiermensch: ein Mischwesen aus Mensch und Tier. Foucault definiert das Monster vom Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert hinein konzeptuell als Mischwesen der Bereiche des Menschlichen und des Animalischen. In seinem ontologischen Status verweist der Tiermensch dabei auf einen widerrechtlichen und widernatürlichen Zeugungsakt zwischen einem Tier und einer Menschenfrau.[21] Das Konzept des Tiermenschen existierte im Mittelalter aber nicht nur auf der Ebene des körperlich Hybriden, sondern war auch bei der kulturellen und gesellschaftlichen Grenzziehung relevant. Jenseits dieser Grenzen befanden sich der Wilde Mann und die Wilde Frau, die als Asoziale in der Wildnis lebten und auf gesellschaftliche und höfische Regeln verzichteten. Sie werden herkömmlicherweise durch Merkmale wie starke Körperbehaarung, Nacktheit, prekäre Lebensbedingungen und Entfernung von der Zivilisation charakterisiert.[22] Auch Wundervölker sollen bei mittelalterlichen Konzepten des monströsen Menschen nicht unerwähnt bleiben. Als Beispiel kann hier das Volk der hundsköpfigen Menschen genannt werden, die Kynocephalen, bei denen sich zwei Konzepte überlappen:  jenes des exotischen Menschenvolkes, das vor allem durch seine Fremdheit monströs erscheint,[23] und das Konzept des Monsters als Mischwesen von Mensch und Tier. Wundervölker waren den abermals von der Antike geprägten mittelalterlichen Vorstellungen gemäß an den Rändern der Welt angesiedelt wie auch mittelalterliche Weltkarten verdeutlichen.[24]

Fazit: Vergleich zu modernem Menschenmonster

Wann also galt ein Mensch im Mittelalter als monströs? Ein Mensch wurde durch seine äußere Gestalt zum Monstrum. Entweder war diese missgebildet oder derart fremd und andersartig, dass sie als monströs wahrgenommen wurde. Die Reaktionen auf die Erscheinung solcher missgestalteten Menschen, z.B. die Geburt eines körperbehinderten Babys, waren überwiegend negativ, da dies als Warnung und Mahnzeichen Gottes gedeutet wurde. Auf der anderen Seite jedoch gab es vor allem von Seiten der Kirche die Aufforderung sich gegenüber Missgestalteten karitativ zu verhalten[25] und menschliche Monster wurden als Zeichen der Schöpfungsmöglichkeiten Gottes gesehen. Interessant erscheint nun abschließend ein kurzer Vergleich zu den eingangs erwähnten modernen Populärkonzepten von menschlichen Monstern, die in das Konzept von Foucaults Sittenmonster passen.[26] Die Diskrepanz zwischen mittelalterlichen und modernen Vorstellungen des monströsen Menschen erscheint immens. Heutzutage werden große gesellschaftliche Bemühungen angestrengt, geistig und körperlich behinderte Menschen in die Gesellschaft einzugliedern, eine Bezeichnung derselben als monströs erschiene skandalös und menschenverachtend. Die Menschenmonster der Moderne sind vielmehr unsichtbar: Ihre Monstrosität liegt im Verborgenen und zeigt sich erst durch ihre monströsen Gräueltaten, die mitunter nie ans Licht kommen.

 


[1]Monster. In: DUDEN Online-Wörterbuch, unter: https://www.duden.de/suchen/dudenonline/monster[gesehen: 06.07.2018, 11:34].

[2]Monster. In: PONS Online-Wörterbuch, unter: https://de.pons.com/übersetzung?q=Monster&l=dede&in=&lf= [gesehen: 06.07.2018. 11:48].

[3]Vgl. SPIEGEL.TV: Monster oder Mensch 1, unter: https://www.spiegel.tv/videos/128004-monster-oder-mensch-1[gesehen: 06.07.2018, 12:08].

[4]Vgl. Parr, Rolf: Monstrosität, „das große Modell aller kleinen Abweichungen“. In: ApuZ 52 (2013). S. 7-10 (hier: S. 9).

[5]Vgl. Antunes, Gabriela: An der Schwelle des Menschlichen. Darstellung und Funktion des Monströsen in der mittelhochdeutschen Literatur. Trier: Wissenschaftlicher Verlag 2013, S. 36.

[6]Vgl. Antunes: An der Schwelle des Menschlichen, S. 34f.

[7]Vgl. Antunes: An der Schwelle des Menschlichen, S. 36f.

[8]Vgl. Antunes: An der Schwelle des Menschlichen, S. 37.

[9]Vgl. Antunes: An der Schwelle des Menschlichen, S. 37f.

[10]Vgl. Antunes: An der Schwelle des Menschlichen, S. 38.

[11]Antunes: An der Schwelle des Menschlichen, S. 38.

[12]Vgl. Jauss, Hans Robert: Die klassische und die christliche Rechtfertigung des Häßlichen in mittelalterlicher Literatur. In: Ders. Alterität und Modernität der mittelalterlichen Literatur. Gesammelte Aufsätze 1956-76. München: Wilhelm Fink Verlag, S. 385-411.

[13]Vgl. Pappas, Katherine: Die hässliche Grasbotin Cundry. Über Verhüllung und Enthüllung im Parzival Wolframs von Eschenbach. In: Müller, Ulrich / Wunderlich, Werner (Hg.): Verführer Schurken Magier. St. Gallen 2001. S. 157-172 (hier: S. 159).

[14]Pappas: Die hässliche Gralsbotin Cundry, S. 159.

[15]Vgl. Pappas: Die hässliche Gralsbotin Cundry, S. 160.

[16]Vgl. Pappas: Die hässliche Gralsbotin Cundry, S. 160.

[17]Vgl. Schmitz-Emans, Monika: Monster: Eine Einführung. In: ApuZ 52 (2013). S. 11-17 (hier: S. 14f.).

[18]Vgl. Friedmann, John Block: The Monstrous Races in Medieval Art and Thought [1981]. Syracuse 2000, S. 179.

[19]Vgl. Antunes: An der Schwelle des Menschlichen, S. 43f.

[20]Vgl. Antunes: An der Schwelle des Menschlichen, S. 43f.

[21]Vgl. Foucault, Michel: Die Anormalen. Vorlesungen am Collège de France (1974-75). Textauszüge. In: ApuZ 52 (2013). S. 3-7 (hier: S. 4f.).

[22]Vgl. Antunes: An der Schwelle des Menschlichen, S. 49f.

[23]Vgl. Pochat, Götz: Das Fremde im Mittealter. Darstellung in Kunst und Literatur. Würzburg: Echter 1997.

[24]Vgl. Schmitz-Emans: Monster, S. 13.

[25]Vgl. Schmitz-Emans: Monster, S. 15.

[26]Vgl. Foucault: Die Anormalen, S. 5-7.

Fantastic Beasts and Where to Find Them – Monster und Fabelwesen in der Literatur des Mittelalters

In J.K. Rowlings fiktionaler Enzyklopädie magizoologischer Kreaturen ‚Fantastic Beasts and Where to find them‘ wird einleitend die schwierige Frage nach der Definition eines beasts gestellt. „Burdock Muldoon, Chief of the Wizard’s Council in the fourteenth century, decreed that any member of the magical community that walked on two legs would heneceforth be granted the status of being, all others to remain beasts“ (ibid., xviii). Dass diese Definition problematisch ist, stellt sich spätestens bei einer Versammlung aller dieser Wesen heraus: „A dozen or so trolls began to smash apart the chamber with their clubs, while hags glided about the place in search of children to eat. The Council Chief stood up to open the meeting, slipped on a pile of Porlock dung and ran cursing from the hall“ (ibid., xix).

Die Frage nach der Klassifikation von Monstern und Fabelwesen wird auch das Seminar einleitend beschäftigen. Nach Einblicken in interdisziplinäre Monstertheorien (Tolkien, Cohen, Simek) werden verschiedene Beispiele der erzählenden mittelalterlichen Literatur untersucht. Vom ältesten Heldenepos ‚Beowulf‘ über Artusromane bis zu Orientreisen im ‚Herzog Ernst‘ werden Ausschnitte gelesen, um die spezifische Ontologie und Semantik der Monster im jeweiligen Text zu analysieren. Das Seminar möchte zudem den Blick für intertextuelle Beziehungen zwischen den mittelhochdeutschen erzählenden Texten und ihren antiken oder biblischen Prätexten sensibilisieren, daher werden ergänzend gelehrte Texte des Mittelalters wie Enzyklopädien und Bestiarien herangezogen.

Die Studien- und Prüfungsleistung besteht darin, den Wissensbestand des Seminars in diesem wissenschaftlichen Blog zu dokumentieren. Neben literaturwissenschaftlichen Arbeitstechniken werden so zudem Kenntnisse des Content Management Systems WordPress vermittelt und vertieft. Anmerkungen, Kommentare und Fragen sind jederzeit willkommen. Wir hoffen, im Austausch über das Seminar hinaus im Blog und in den sozialen Medien weiterdiskutieren zu können.